Im Gespräch mit Reinhard Kammler

12.03.2014

Wilhelm F. Walz hat Reinhard Kammler, Domkapellmeister zu Augsburg und Gründer und Leiter der Augsburger Domsingknaben, im Zuge der Vorbereitungen der diesjährigen KONZERTE IM FRONHOF zum Gespräch getroffen.

W.F.W. Herr Kammler, Konzerte haben Sie und die Augsburger Domsingknaben quer durch Europa und in die weite Welt geführt, beispielsweise nach Japan, Kanada, Ecuador und nach Südafrika.
Ist es für Sie und Ihren Chor überhaupt noch reizvoll, nach fast 15 Jahren Mitwirken hier in Augsburg bei den KONZERTEN IM FRONHOF aufzutreten?
R.K. Mit den Augsburger Domsingknaben bin ich in der Tat viel unterwegs, aber wir wollen und müssen auch in der Region präsent sein. Seit Beginn der Konzerte im Fronhof übernehmen die Augsburger Domsingknaben die Opernchöre, für meine Sänger auch deshalb reizvoll, weil das nicht zu unserem eigentlichen Aufgabenfeld gehört. Auf Opernbühnen singen wir sonst nur solistisch.
W.F.W. In diesem Jahr werden die Augsburger Domsingknaben zum 1. Male im Orchesterkonzert mit Mozarts »Vesperae solennes de confessore«auftreten.
Es ist spannend, dass Kinder und Jugendliche in der heutigen Smartphonewelt Kirchenmusik singen. Wie schafft man es, ihre Affinität zum Singen zu entwickeln/zu fördern und sie für sakrale Musik zu begeistern?
R.K. Man müsste eigentlich formulieren: Zum ersten Male erklingt bei den Fronhofkonzerten geistliche Musik. Für uns ist dieses Metier unser ständiges „Kerngeschäft“ im Dom und andernorts. Dafür bedarf es keiner spezifischen Motivation der Domsingknaben. Unsere jungen Leute wollen musikalisch hochwertig gefordert werden, dem steht auch die „Smartphonewelt“, wie Sie das nennen, nicht entgegen.
W.F.W. Als Gründer und Leiter der Augsburger Domsingknaben ist es etwas Besonderes, den Chor international positioniert zu haben und gleichzeitig dem “Tagesgeschäft” nachkommen zu können! Andererseits muss es ein hartes Brot sein, dass sich die stimmliche Zusammensetzung des Knabenchores ständig verändert. Die jungen Sänger aus den Vorchören und dem Nachwuchschor rücken auf, die Älteren fallen, bedingt durch den Stimmbruch, nach und nach aus.
Wie stellen Sie sich der Herausforderung, bzw. wie schaffen Sie es, die Jungen und ihre Stimmen immer wieder zu einer Einheit zu formen?
R.K. Meine Arbeit ist vielleicht etwas „Besonderes“, aber auf keinen Fall „ein hartes Brot“. Natürlich bleibt die Stimmbruch bedingte Fluktuation der Knabenchorbesetzung immer spannend. Aber meine spezifisch entwickelten Ausbildungskonzepte und eine perfekte Organisation der Nachwuchsarbeit gewährleisten dem Ensemble ein konstant hohes und attraktives Niveau.
W.F.W. Johannes Passion vor Ostern! Wohin führt die nächste Auslandsreise? Wie sind Ihre Pläne für 2014/15?
R.K. Nach der Matthäuspassion im letzten Jahr ist heuer im Rahmen unserer Bachpflege wieder die Johannespassion dran: Am Sonntag, 30. März um 16 Uhr in ev. Hl. Kreuz.
Wir haben neben vielfältigen Auftritten mittelfristig auch einige hochkarätige Konzertverträge mit renommierten Orchestern zu erfüllen, so beispielsweise am 16. Juli bei den Herrenchiemsee Festspielen oder im Dezember in den USA.
W.F.W. Herr Kammler, ich bedanke mich recht herzlich für das Gespräch!
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